Das Gesprächsangebot kam an dem Tag, als die Baumaßnahme für die Bushaltestelle „Kirmesplatz“ begann! Geht es nicht um eine generelle Entscheidung, wie wir unseren Lebensraum gestalten?
Im Oberdorf am Kirmesplatz wurde kürzlich die Bushaltestelle umgebaut, die nach den Vorgaben der Barrierefreiheit gestaltet werden sollte. Leider zeigt sich, dass die neuen Gegebenheiten nicht den erforderlichen Standards entsprechen. Insbesondere die Breite der Bushaltestelle ist unzureichend, was die Nutzung für Menschen mit Mobilitätseinschränkungen erheblich erschwert. Laut den Richtlinien für barrierefreie Bushaltestellen sollte der Einstiegsbereich für Rollstühle eine Mindestbreite aufweisen. Diese Fläche dient nicht nur als Zugang, sondern auch als Rangierfläche und Wartebereich, um den Fahrgästen ein sicheres Ein- und Aussteigen zu ermöglichen. Bedauerlicherweise beträgt die Breite an der Haltestelle lediglich 1 Meter und wird noch zusätzlich von einem Schild auf 0,70 m eingeengt. Dies stellt ein ernsthaftes Hindernis für Rollstuhlfahrer, Rollatornutzer und andere Personen mit eingeschränkter Mobilität dar und ist auch kein sicherer Wartebereich. Das Problem ist offensichtlich.
Ist das eine barrierefreie Bushaltestelle? Foto Johannes Fuck
Es geht um eine Umgestaltung des Verkehrsraums im gesamten Oberdorf. Fußgänger werden ja nicht zur Bushaltestelle gebeamt. Um eine inklusive und sichere Umgebung zu schaffen, ist es unerlässlich, dass der bestehende Verkehrsraum gerecht aufgeteilt wird. Auch wenn man schon ein Haus abgerissen hat, bleibt die lichte Breite im Oberdorf zwischen den Häusern so, wie sie ist – einfach zu schmal. Es gibt keine Möglichkeiten, durchgehend mindestens auf einer Seite einen Fußweg von 1,50 m auszuweisen. Trotz „Gelbe Füße“ oder Fußgängerüberwege muss man die Fahrbahn immer wieder mitnutzen. Das formulierte Ziel: Schüler müssen ohne Begleitung der Eltern sicher zur Schule gehen können.
„Gied net, gibs net.“ Der Kirmesplatz erscheint zu klein für eine perfekte barrierefreie Bushaltestelle. Die Schleppkurve der Gelenkbusse benötigt einen zu großen Kurvenbereich für eine Verschränkung der Fahrbahn. Aber eine Reduzierung auf eine Fahrspur, in diesem Bereich, würde eine Bushaltestelle von 2,50 m ermöglichen. Aber es geht um den gesamten Ortskern. Gelenkbusse die rangieren und den Gehweg mitnutzen sind immer eine Gefahr. Wer übernimmt die Verantwortung – der Busfahrer läßt man in der Situation alleine. Vielleicht eine Ampelregelung damit ein Begegnungsverkehr verhindert wird? Man könnte einen verkehrsberuhigten Bereich ausweisen, um den Fußgängern mehr Rechte einzuräumen, damit sich Autos zurücknehmen müssen. Fahrzeuge dürfen dann nur noch mit Schrittgeschwindigkeit fahren. Andere Städte erlauben Fahrzeugen das Einfahren in den Bereich, verbieten jedoch die Durchfahrt. Auch eine Einbahnregelung wäre möglich, um den Verkehrsfluss zu regeln und den Durchgangsverkehr zu unterbinden. Der Möglichkeiten gibt es viele, alle Vorschläge gehören auf den Tisch und dann muss man einen Kompromiss finden.
Das Fazit ist klar: Die dringend notwendige Verkehrswende benötigt mehr Raum für Fußgänger, Fahrradfahrer und eine angemessene Gestaltung der Bushaltestelle. Es ist an der Zeit, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um die Barrierefreiheit zu gewährleisten und die Lebensqualität in unserer Gemeinde zu verbessern.
Johannes Fuck Metternich – 12.03.2025
„Barrierefreie“ Bushaltestelle am Metternicher Kirmesplatz
Im Rahmen der Neugestaltung des Metternicher Kirmesplatzes wurde unter anderem auch der barrierefreie Ausbau der Bushaltestelle als zentrales Projekt der Neugestaltung geplant und umgesetzt. Dies ist in Fahrtrichtung Stadt auch gut gelungen, mit einem breiten und 18 cm hohen Bordstein, einem Wartehäuschen, einem Mülleimer und einer elektronischen Anzeige.
In Richtung Universität sieht die Sachlage jedoch ganz anders aus. Bereits in der Unterrichtsvorlage für den Ausschuss für Stadtentwicklung und Mobilität am 12.12.2023 wurde von einigen Problemen, wie Engstellen und fehlenden Bordsteinen, berichtet. Zwar sollen auch auf dieser Seite 18 cm hohe Sonderbordsteine verwendet werden, jedoch haben Rollstuhlfahrende sowie Kinderwagen und Rollatoren nicht genügend Platz zum Ein- oder Aussteigen, da die Stelle sehr schmal ist. Die Gründe dafür liegen laut Unterrichtsvorlage darin, dass sich die Koblenzer Verkehrsbetriebe und die Eigentümer angrenzender Grundstücke wohl nicht einigen konnten. Dennoch wurde die Haltestelle so eingereicht, genehmigt und teuer umgebaut.
Als Fahrgastverband begrüßen wir grundsätzlich den Willen und das Vorhaben, bei der Neugestaltung von Haltestellen auf Barrierefreiheit zu achten. Dennoch kritisieren wir hier stark den zwar angekündigten, aber nicht vollzogenen barrierefreien Ausbau in Richtung Universität. Es genügt nicht, nur Bordsteine abzusenken, 18 cm hohe Sonderbordsteine zu verwenden und einen Orientierungspunkt für sehbehinderte Menschen zu pflastern. Es muss auch gewährleistet sein, dass die Haltestelle in der Praxis genutzt werden kann, was aufgrund des sehr schmalen Weges von gerade einmal 1 m nicht möglich ist. Auf diesem Meter muss zum einen die Rollstuhlklappe ausgelegt werden, und der Rollstuhlfahrer muss komplett von der Klappe heruntergefahren sein bzw. beim Einstieg davorstehen können. Ein größerer Elektrorollstuhl ist teilweise schon bis zu 80 cm lang.
Als Fahrgastverband begrüßen wir den Willen zum barrierefreien Ausbau der Haltestelle, kritisieren jedoch gleichzeitig die Umsetzung. Wir hätten uns hier eine Prüfung weiterer Möglichkeiten, wie beispielsweise die Verlegung der Haltestellen oder intensivere Gespräche mit Anwohnern, gewünscht. Ebenso hätten wir uns über die Einbeziehung von Fachverbänden, wie Fahrgastverbänden und Behindertenverbänden, gefreut – dort, wo die Anwender und Experten sitzen, entstehen oft Ideen, die Architekten oder Politikern nicht in den Sinn kommen.
Der gut gedachte barrierefreie Ausbau ist an dieser Stelle leider gescheitert, das bedauern wir sehr.
Justin Drescher
Fahrgastverband Pro Bahn Rheinland-Pfalz/Saarland e.V.
Beisitzer & Ansprechpartner für Reisende mit Behinderung
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