Umweltzufriedenheit in Koblenz erfragt

Wie zufrieden sind die Koblenzerinnen und Koblenzer mit den Umweltverhältnissen in ihrer Stadt? Die Ergebnisse der zweiten Erhebungswelle des Bürgerpanels zeigen ein sehr differenziertes Bild, dessen Konturen weniger von soziodemographischen Merkmalen als vielmehr vom jeweiligen Wohngebiet der Befragten beeinflusst werden. (weiterlesen)

Stadt Koblenz – 10.10.2020

Eine Kommentar

  1. Koblenzer wurden mal wieder nach ihrer Lebensqualität befragt. Wohnqualität, Mietpreise, ÖPNV, Verkehrsaufkommen, Straßenzustand aber auch die Zufriedenheit mir der Kommunalpolitik. Gemeckert hat man schnell. Was kann man bei der Befragung als Ergebnis erwarten: „Da kann man net meckern.“ oder „Es ist wie es ist, es könnte schlechter sein“ oder „Da ist Luft nach oben“. Alles stimmt, je nach Erwartungshaltung und so ergibt sich aus der Befragung keinen eindeutigen Handlungsauftrag. Schnell kann die Befragung auch als nicht relevant und aussagekräftig disqualifiziert werden. Hat diese Befragung überhaupt eine Aussage?

    Nimmt man das Ergebnis als Ansporn sich zu verbessern, hat man schon viel erreicht. Dann muss man handeln. Nach dem Motto „Papier ist geduldig“, wieder ein Gutachten für das Regal missachtet den Bürgerwillen. In der Industrie sucht man sich eine Benchmark, damit man eine Vorstellung hat, was möglich sein könnte. Für Städte gibt es viele statistische Angaben zu den abgefragten Punkten. Wenn Koblenz messbar im Vergleich zu anderen Städten schlechter abschneidet ist die gefühlte Unzufriedenheit der Bürger bestätigt.

    Beispiele: Fahrradanteil im Modalen Split.
    Fehlende sichere durchgehende Fahrradwege sind bei der Befragung einer der Kritikpunkte. Gemeckert hat man schnell und noch schneller hat man die Kritik zurückgewiesen. Als Indikator der Unzufriedenheit ist der Anteil der Fahrradnutzung im Modalen Split aussagekräftig. Wer sich nicht sicher fühlt, fährt kein Fahrrad. Wer das Fahrrad nicht sicher abschließen kann, nutzt es im Alltag nicht.
    „Da ist viel Luft nach oben!“ Münster hat einen Fahrradanteil im Modalen Split von 38%. Kopenhagen erreicht in der Distanz bis 6 km einen Anteil von 60%. Koblenz hat einen Fahrradanteil von 9% und setzt sich im VEP 2030 als Ziel 20%. Da fehlt wohl der Glaube mehr zu erreichen. Bevor der Widerspruch kommt „Koblenz ist nicht Münster“, sei gesagt, wir liegen im Neuwieder Becken, Becken steht für eben und windgeschützt, viele Bewohner wohnen in einem Umkreis weniger als 5km um das Zentrum, Koblenz ist klimatisch das Nizza der Eifel und somit hat Koblenz die besten Bedingungen einen hohen Fahrradanteil zu erreichen. Die „Bergdörfer“ – Karthause, Rübenach, Arenberg, Asterstein, Arzheim – sind gesondert zu betrachten. Aussagekräftige Antworten ergeben sich aus den Fragen: Nutzen Sie das Fahrrad zur Arbeit (Schule)? Häufigkeit? Warum nicht? Was wäre Ihre Fahrradroute? Man kann auch gezielt Gruppen ansprechen: Schüler in der Innenstadt oder Angestellte im Verwaltungszentrum. In Oldenburg werden zu Schulzeiten Hauptstraßen gesperrt, da das Fahrradaufkommen so hoch ist, dass man die gesamte Straßenbreite benötigt. Da Schüler in der Oberstufe und Schüler in der Unterstufe im Nahbereich bis 4 km die Fahrkarte selber zahlen müssen, ist es auch eine finanzielle Entlastung der Eltern, wenn man die Verkehrs-Situation verbessert und eine Fahrradnutzung ermöglicht.

    Verkehrsaufkommen, PKW-Anteil
    Da ist jeder betroffen und man kann aus der Befragung rauslesen: der Koblenzer ist unzufrieden. Das hohe Verkehrsaufkommen auf den Zubringerstraßen und an den Engstellen, hier werden die Brücken genannt, betrifft viele. Die Parkplatznot, besonders in den Straßen der Vorstadt, in den Straßen, die man aktuell umgestaltet hat, aber auch in vielen anderen Stadtteilen, ist allgemein bekannt und wird durch die Befragung bestätigt. Eine Befragung ist nicht zielführend, wenn man die Zufriedenheit nach Verkehrsfluss und Parkplatz bemisst. Parken vor der Haustür und möglichst ohne Kosten ist naheliegend eine Ursache für Zufriedenheit, aber die Notwendigkeit auf ein eigenes Auto angewiesen zu sein, ist schon der Fehler und der eigentliche Grund der Unzufriedenheit. Die FBG erklärt sich im Stadtrat als Robin Hood der Trierer Straße, mit der Aufgabe die Parkmöglichkeit in der Trierer Straße zu verteidigen und somit eine effektive, schnelle und sichere Fahrradstrecke in die Stadt zu verhindern. Ohne schnellen, sicheren Fahrradweg keine Fahrradnutzung. Ein Bürger der kein eigenes Auto benötigt, hat kein Parkplatzproblem. Hat keine PKW-Kosten.

    Auch hier gibt es Vergleichzahlen zu anderen Städten. Für Koblenz wird in den Strukturdaten von 2017 ein PKW-Anteil 539 PKW/1000 ausgewiesen. In der „Umweltzufriedenheit“-Befragung haben 90% Zugriff auf ein eigenen PKW. Als Benchmark findet man in verschiedenen Statistiken einen bundesweiten Durchschnitt von 472 PKW/1000 und für Münster werden 374 PKW/1000 angegeben. Es gibt in Holland die Zielüberlegungen von 1 PKW pro 3 Haushalte. Das ist die Benchmark. Die Frage für einen klaren Handlungsauftrag: Wie können wir das erreiche?

    Bekannte Probleme, wie das tägliche Verkehrsaufkommen zum Verwaltungszentrum Moselweiß, könnte man mit einer Abfrage der Wegeverbindung möglicherweise lösen. Es gibt bestehende Bahn-Infrastruktur entlang der Flüsse die man besser nutzen kann. Der Bahnhaltepunkt Verwaltungszentrum könnte in dem Zusammenhang eine Entlastung bringen. Die Nutzung der Bahntrassen Koblenz-Bassenheim-(Mayen) könnte das Maifeld mit Koblenz verbinden, die Brexbachtalbahn den Westerwald erschließen. Eine Ringbahn Koblenz-Neuwied könnte Engers, Bendorf, Ehrenbreitstein und die Rheindörfer besser erschließen und bestehende Verkehrprobleme auf den Brücken beheben.

    „Umweltzufriedenheit“-Befragung zeigt nur die Unzufriedenheit aber führt nicht zu einem Handlungsauftrag. Wer keine Auswahl genannt bekommt, hat keine Optionen zu wählen sondern kann nur zustimmen oder ablehnen. Der hohe PKW-Anteil ist bekannt, das ist die Ursache für den motorisierten Individual-Verkehr (MIV). Die Trierer Straße mit 20.000 PKW/Tag und eine Straßenführung wie eine Stadtautobahn ist für die Anlieger eine Zumutung. Untätigkeit bei verkehrsberuhigenden Maßnahmen in der Aachener Straße und der fehlende Schallschutz entlang der A48 ist Ignoranz gegenüber den geschädigten Bürgern. Das Problem ist bekannt und wurde in der Befragung bestätigt.

    Das sind nur zwei Beispiele der genannten Problemschwerpunkte. Alle Probleme, die in der Befragung genannt werden, sind allgemein bekannt und werden von vielen Bürgerinitiativen seit vielen Jahren angemahnt. Die geäußerte Unzufriedenheit ist begründet.

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