Stellungnahme zur Entscheidung des Ministerrats zur zukünftigen Struktur der Universität Koblenz-Landau

Eine Expertenkommission hat im April 2018 einen Bericht für ein Hochschulzukunftsprogramm vorgelegt. Der Ministerrat hat heute darauf basierend eine Entscheidung zur zukünftigen Struktur der Universität Koblenz-Landau getroffen: eine selbstständige Universität Koblenz und eine Zusammenlegung des Standortes Landau mit der TU Kaiserslautern.

„Die Universität Koblenz-Landau begrüßt, dass das Land seine Entscheidung zum Umgang mit den Empfehlungen der Expertenkommission getroffen hat“, sagte die Präsidentin der Universität Koblenz-Landau, Professorin Dr. May-Britt Kallenrode. „Damit hat die uns lähmende, unsichere Phase ein Ende und wir können wieder aktiv an der Gestaltung unserer Zukunft arbeiten.“

Konkret bedeutet die Entscheidung der Landesregierung:

– eine Universität Koblenz als Modelluniversität mit starker regionaler Vernetzung zu entwickeln,

– in der Zentralverwaltung in Mainz gemeinsam mit dem Ministerium jeder einzelnen Mitarbeiterin und jedem einzelnen Mitarbeiter individuell eine Perspektive zu geben und gleichzeitig die Verwaltung arbeitsfähig zu halten,

– in Landau gemeinsam mit der TU Kaiserslautern die Zusammenlegung zu einer neuen Universität vorzubereiten, die mit gesellschaftlichen wie technischen Innovationen zur Lösung der großen gesellschaftlichen Herausforderungen beiträgt.

Die Universität Koblenz-Landau ist in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Für die Entwicklung der beiden akademischen Standorte ist entscheidend, dass die zur Aufrechterhaltung der Qualität und Quantität von Studium, Lehre und Forschung erforderliche Konsolidierung kein Opfer der Restrukturierung der Universitäten wird. Für alle Standorte gilt: Die Aufrechterhaltung des Regelbetriebes darf durch die Strukturentscheidung nicht gefährdet werden. Damit die angestrebten Ziele der Strukturveränderung erreicht werden können, ist eine angemessene Finanzierung der zusätzlichen Transformations- und Aufbaukosten durch das Land erforderlich.

Um die Entwicklungen an den beiden Standorten Koblenz und Landau zügig vorantreiben zu können, benötigen die Hochschulleitungen dringend die notwendigen gesetzlichen Grundlagen und eine im Hochschulrecht erfahrene Ombudsperson. Wir begrüßen, dass das Wissenschaftsministerium Verantwortung für die Gestaltung der Folgeprozesse der Strukturentscheidung übernehmen und die Betroffenen an den Hochschulstandorten nun umfassend und zielgerichtet einbinden wird.

Modelluniversität Koblenz

Die Universität Koblenz kann sich zu einer Modelluniversität entwickeln, die durch eine starke regionale Vernetzung geprägt ist. Dazu gehört ein Ausbau der gemeinsamen Aktivitäten in Lehre, Forschung und Weiterbildung mit der Hochschule Koblenz, der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar, den Unternehmen und Verbänden sowie der Stadt und der Region. Dies führt auch zur Stärkung des Wissenschaftsstandortes Koblenz. „Wir werden innovative, am Arbeitsmarkt orientierte Studienangebote und Forschungsprojekte mit regionalen Partnern entwickeln“, erläuterte die Präsidentin. „Themen werden von gesellschaftlicher Vielfalt über sozio-technische Systeme bis hin zu klassischen naturwissenschaftlich-technischen Fragenstellungen reichen. Die Lehrerbildung spielt dabei eine wichtige Rolle und wird in einigen Bereichen ausgebaut.“

Der zügige Aufbau einer eigenständigen Verwaltung zur Schaffung der Arbeitsfähigkeit einer Universität Koblenz ist ohne die Unterstützung des Landes nicht möglich. Ebenso benötigen Hochschule und Universität ein Gebäude in der Innenstadt, in dem gemeinsame Serviceeinrichtungen untergebracht sind, Lehre für die gemeinsamen Studiengänge erbracht werden kann und in dem beide Hochschulen stärker in die Öffentlichkeit wirken können als bisher.

Neu denken: Landau und Kaiserslautern

Mit der Zusammenlegung des Standorts Landau mit der TU Kaiserslautern können große Potenziale zur Schaffung einer TU der Innovation entfaltet werden. Aufgrund der komplementären Profile beider Universitäten kann eine neue Technische Universität entstehen, die mehr ist als die Summe ihrer Teile. Die großen Herausforderungen der Gesellschaft lassen sich nur durch Kombination gesellschaftlicher und technischer Innovationen bewältigen. „Nehmen wir Digitalisierung, Mobilität und Klimawandel als Beispiele. Bei diesen Themen ist es essenziell, dass verschiedenste Disziplinen einen Ansatz verfolgen, in dem Mensch, Gesellschaft, Natur und Technik gemeinsam gedacht werden“, erläuterte die Präsidentin. „Hier können die Bildungswissenschaften, die Psychologie, Geistes- und Sozialwissenschaften sowie Umweltwissenschaften in Landau einen wichtigen Beitrag leisten.“

Die Schaffung einer neuen gemeinsamen Identität benötigt Zeit. Zur Einleitung neuer fächer- und campusübergreifender Kooperationen sind eine Anschubfinanzierung und zusätzliche Räumlichkeiten erforderlich. Für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Landau und Kaiserslautern ist es unerlässlich, dass klare Regeln für das Zusammenwachsen und das Funktionieren der Organisation in der Übergangszeit gesetzt werden.

Hintergrund: Die Universität Koblenz ∙ Landau

Die Universität Koblenz-Landau gehört zu den jüngsten Universitäten in Deutschland. Sie ist 1990 aus der Erziehungswissenschaftlichen Hochschule Rheinland-Pfalz hervorgegangen. Die akademischen Standorte befinden sich in Koblenz am Mittelrhein und in Landau in der Pfalz, die Zentralverwaltung in Mainz ist das organisatorische Bindeglied.

Seit ihrer Gründung hat sie sich zu einer mittelgroßen, forschungsorientierten Hochschule entwickelt. In den vergangenen zehn Jahren hat sich die Zahl der Studierenden von 12.000 um rund 50 Prozent gesteigert. Inzwischen sind circa 17.500 Studierende eingeschrieben, jeweils die Hälfte in Koblenz und in Landau. Das Studienangebot reicht von den Bildungs-, Geistes-, Kultur-, Sozial- und Naturwissenschaften über die Informatik in Koblenz und die Psychologie in Landau. Als einzige Universität in Rheinland-Pfalz bietet sie Lehramtsstudiengänge für alle Schularten an und bildet damit knapp die Hälfte aller angehenden Lehrer im Land aus.

Die Summe der eingeworbenen Drittmittel für Forschung konnte von 5,4 Mio. Euro im Jahr 2007 auf 16,8 Mio. Euro im Jahr 2017 gesteigert und seit einigen Jahren auf diesem erhöhten Niveau gehalten werden. Forschungsstark sind im nationalen Vergleich insbesondere die Bildungs- und Erziehungswissenschaften, so belegt die Universität Koblenz-Landau im Ranking der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) für diesen Bereich den ersten Platz.

Giovanna Marasco-Albry Universität Koblenz-Landau – 12.02-2019

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