Zur Rettung der Nister

Universität Koblenz-Landau an Modell- und Demonstrationsvorhaben beteiligt

Das Sterben des Flüsschens Nister im Westerwald will die Universität Koblenz-Landau im Rahmen eines Modell- und Demonstrationsvorhabens der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) gemeinsam mit freien Biologen und dem örtlichen Gewässerschutzverein, der ARGE Nister e.V., aufhalten. Die Maßnahmen wurden am Mittwoch, 01. Juli 2015 im Dorfgemeinschaftshaus in Stein-Wingert vorgestellt. Doch woran krankt die Nister und welche Lösungsmöglichkeiten sehen die Projektbeteiligten?

Flüsse und Bäche sind vielen schädlichen Einflüssen ausgesetzt. Obwohl Gewässerschutz immer wichtiger wird, sind auch Verschlechterungen der Wasserqualität zu beobachten. So zum Beispiel an der Nister. Der kleine Fluss Nister ist Heimat seltener Tierarten wie Flussperlmuschel, Bachmuschel, Lachs und Äsche. Doch seit einigen Jahren werden die Probleme immer deutlicher. Grüne, schleimige Algenteppiche überziehen das sonst kiesige Bachbett, die Brut der Fische und Muscheln stirbt, die Artenzahlen sinken.

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v. r. n. l.: Dr. Wendling (MULEWF), Dr. Hamm (BLE), Herr Fetthauer (ARGE Nister e.V.), Dr. Hübner (BfS) und Dr. Carola Winkelmann, Universität Koblenz-Landau. Bild: Maja Wagener

Massenhaftes Algenwachstum, die sogenannte Eutrophierung, wird durch zu hohe Nährstoffeinträge verursacht. Diese Nährstoffe können aus Kläranlagen, aus der Landwirtschaft oder auch aus Ortslagen stammen. Im Einzugsgebiet der Nister wird allerdings heute nicht mehr gedüngt als noch vor ein paar Jahren und auch die Kläranlagen arbeiten besser als früher. Warum beobachten Forscher und Anwohner dann diese deutliche Verschlechterung der Wasserqualität? Das ist vermutlich mit den sehr komplexen und empfindlichen Wechselwirkungen im Ökosystem der Nister zu erklären. Der Bestand an großen und teilweise algenfressenden Fischen ist in den vergangenen Jahren zusammengebrochen, der Kleinfischbestand explodiert. Damit fressen die Großfische keine Algen mehr und die Kleinfische reduzieren die Insektenlarven, die ihrerseits sonst Algen gefressen hätten. Das Ökosystem Nister verändert sich und die Algenmengen nehmen zu, zum Schaden der kieslaichenden Fische und der Biodiversität.

Der Grund für den Zusammenbruch der Großfischbestände ist nach Ansicht der ARGE Nister e.V. der Fraßdruck durch den Kormoran. Seit Ende der 1990er Jahre wuchsen die Bestände dieses Fischfressers auch an der Nister, was durch Untersuchungen der ARGE Nister e.V. im Auftrag der Struktur und Genehmigungsdirektion Nord in Koblenz belegt wurde. Auch Wissenschaftler bestätigen, dass große Bestände von Räubern die Dichte ihrer Beute reduzieren können. Es ist daher leicht vorstellbar, dass durch das hohe Aufkommen der Kormorane die Bestände der Großfische wie Nase, Döbel und Barbe reduziert wurden und dadurch eine für das Gewässer dramatische Kettenreaktion ausgelöst wurde.

Was Gewässerschützer tun können, um den Abwärtstrend an der Nister zu stoppen, soll in einem Modell- und Demonstrationsvorhaben der BLE gezeigt werden. Im Rahmen dieses Projektes kooperieren freiberufliche Biologen mit Wissenschaftlern der Universität Koblenz-Landau und der ARGE Nister e.V, dem örtlichen Gewässerschutzverein und Bachpaten. Ziel des Projektes ist, den Fischbestand in einer Experimentalstrecke wieder aufzubauen und zu zeigen, dass es damit gelingt, die Algenmassenentwicklungen drastisch zu reduzieren und die Gewässerqualität der Nister soweit zu verbessern, dass der Verlust seltener und bedrohter Tierarten verhindert werden kann. Um dies zu beweisen, führen die Projektpartner ein aufwendiges Messprogramm im Kiesbett der Nister durch.

Sollte diese Methode erfolgreich sein, könnte sie auch in anderen Fließgewässern Deutschlands angewendet werden, um Algenmassenentwicklungen zu bekämpfen und die Gewässerqualität zu verbessern.

Dr. Birgit Förg Universität Koblenz-Landau

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