Am Metternicher Moselufer darf Luxus-Wohnanlage gebaut werden

Stellungnahme zum Bau einer exklusiven Wohnanlage (siehe Presse-Beitrag vom 10.05.2025) im Überflutungsgebiet HQ10 vier Jahre nach der Ahr-Katastrophe 

Überflutungsfläche bei einem 10jährigen Hochwasserereignis.

Die Zustimmung des Stadtrats Koblenz, ein neues Gebäude im Überflutungsgebiet HQ10 zu errichten, wirft wichtige Fragen hinsichtlich des Schutzes vor Hochwasser und der nachhaltigen Stadtentwicklung auf. Vier Jahre nach der verheerenden Ahr-Katastrophe ist es nicht verständlich, dass die Erfahrungen und die daraus gezogenen Lehren in diesem Gebiet offensichtlich nicht berücksichtigt werden. Man diskutiert über den Anteil der Sozialwohnungen und nicht über die Auswirkung bei einer Hochwasserkatastrophe oder die ökologischen Folgen.

Es ist essenziell, bei solchen Bauvorhaben die Risiken sorgfältig abzuwägen und sicherzustellen, dass geeignete Schutzmaßnahmen getroffen werden, um die Sicherheit der Anlieger flussabwärts sowie der umliegenden Nachbarschaft zu gewährleisten. Der Hinweis, das Gebäude sei aufgeständert, wirkt hier wenig überzeugend. Das Grundstück wird durch den notwendigen Parkplatz versiegelt, was ein Versickern des Oberflächenwassers unmöglich macht. Zudem stehen die beiden Gebäude quer zur Fließrichtung, und Treppenhaus sowie Pfeiler können zu Hindernissen werden, an denen Autos und Gegenstände verkeilen und so ein Wehr bilden können.

Der Unterschied zu einem natürlichen Auenwald besteht darin, dass in einem Auenwald die Fließgeschwindigkeit herabgesetzt wird, das Wasser über Wochen gehalten wird und zum Teil versickert. Dazu gehören auch Hochwasserrückhaltesysteme, die den Abfluss verlangsamen. Nach den Hochwassern an der Oder 1997, an der Elbe 2002 und 2013, sowie dem Extremhochwasser an der Ahr 2016, wurde die Sensibilität für Hochwasserschutz in Deutschland deutlich erhöht. Bundesweit wurden Gutachten erstellt und Maßnahmen auf den Weg gebracht. Die Hochwasserkatastrophe an der Ahr 2021 hat dann viele trotzdem überrascht. Die Entwicklung, Vorstellung und Umsetzung der Risikoanalyse für Koblenz, die noch in Arbeit ist und bereits 2022 mit den Bürgern besprochen wurden, stehen jedoch noch aus.

Die Chance besteht darin, innovative und nachhaltige Lösungen zu fördern, die den Klimawandel und die zunehmenden Extremwetterereignisse berücksichtigen. Es ist wichtig, dass Bauvorhaben in solchen sensiblen Gebieten stets im Einklang mit den Empfehlungen von Fachleuten, Katastrophenschutzbehörden und Umweltverbänden stehen.

Letztlich sollte bei der Entscheidung für oder gegen den Bau im Überflutungsgebiet HQ10 stets das Ziel im Vordergrund stehen, die Sicherheit der Flussanlieger zu maximieren und gleichzeitig eine nachhaltige sowie zukunftsorientierte Stadtentwicklung zu fördern. „Klimawandel“ und die damit verbundenen Hochwasserereignisse sind mittlerweile allgemein bekannt.

Auch die ökologische Perspektive darf nicht außer Acht gelassen werden. Seit Jahren wird die Zersiedelung der Ufergebiete kritisiert, da sie den Flussbewohnern wichtige Nistplätze nimmt. Der Hinweis, man habe kein Sozialneid, könnte leicht in Mitleid umschlagen, sollte es zu einem Hochwasserereignis HQ100 oder sogar HQ extrem kommen.

Johannes Fuck Metternich – 13.05.2025