Missbrauch im Pfarrhaus: Der Priester ohne Reue

Eloquent, humorvoll, engagiert: Claus Weber war sehr beliebt in seiner Kirchengemeinde – Doch der Geistliche verbarg ein dunkles Geheimnis

Im Pfarrheim von Koblenz-Metternich ist die Stimmung angespannt, als Dr. Markus Nikolay vom Generalvikariat Trier am 14. Januar 2020 vor die Kirchengemeinde tritt. Erste Gerüchte haben schon die Runde gemacht. Es geht um Pfarrer Claus Weber, der zu diesem Zeitpunkt auf einer Palliativstation im Sterben liegt. „Man hätte eine Stecknadel fallen hören können“, erinnert sich Sabine W., die nicht mit ihrem richtigen Namen in der Zeitung stehen möchte. Nervös lauschen sie den Worten des Abgesandten des Bistums Trier. Die Nachricht, die Nikolay an diesem Abend verkündet, wird die Kirchengemeinde in ihren Grundfesten erschüttern. Der allseits beliebte Claus Weber, der von 1975 bis 1984 Pfarrer in dem Koblenzer Stadtteil gewesen ist, hat zwei Jugendliche missbraucht.

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Rhein Zeitung – 22.07.2023

3 comments

  1. Rudolf Kowalski

    Reue… was genau soll das in einem solchen Zusammenhang überhaupt sein? Da wird ein Zölibat in Verbindung mit Enthaltsamkeit seit 1139 doktriniert. Einer natürlichen Sexualität wird mit diesen Doktrien entgegen gewirkt. Und das vermutlich nur, um erbrechtliche Ansprüche zu verhindern, die durch das Zeugen von Nachkommen entstehen könnten.
    Und dann leben solche Priester ihre Sexualität auf eine verachtenswerte Art und Weise aus, für die Niemand auch nur den Hauch von Verständnis aufbringen sollte, am allerwenigsten diese Institution selbst.

    Noch verachtenswerter als solche Taten an sich, sind aber die Bemühungen dieser katholischen Kirche, all diese Verbrechen „selbst regeln“, also unter den berühmten Tisch kehren zu wollen. Um somit einfach weiter wie bisher agieren zu können. Völlig unbedarfte Kinder werden von ihren Eltern auch weiterhin an solche Verbrecher ausgeliefert, ohne sich dieser Verantwortung bewusst zu sein.
    Wie muss sich ein solches ausgeliefertes Kind wohl fühlen, wenn es auch noch zusätzlich gerügt und womöglich gezüchtigt wird, wenn es solche perversen Dinge ausspricht und um Hilfe bettelt? Wie schrecklich muss es sich anfühlen, wenn ein solches Kind immer wieder und wieder an den/die Peiniger ausgeliefert wird? Das ist die Frage, die wir uns stellen sollten.

  2. Wer ohne Schuld ist werfe den ersten Stein!
    Ich kann es immer noch nicht verstehen und begreifen. Ich bin traurig und enttäuscht. Ich kann aber den Kommentar von Herrn Kowalski so nicht stehen lassen. Wie kann man von seiner eigenen Erfahrung in der christlichen Gemeinschaft, mit der Kirche als Mittelpunkt, schreiben, ohne das Verbrechen zu relativieren und den Täter zu verteidigen. Aber es gibt keine Sippenhaft und keine pauschal Verurteilung. Ich kenne nicht die Tat und ich kenne nicht das Opfer. Alle die ich frage haben nichts mitbekommen.

    Ich hatte eine schöne Zeit in der Kirche und kann bezeugen, Metternich hatte im Unterdorf und im Oberdorf eine super gute Jugendarbeit. Das letzte mal habe ich Dr. Claus Weber 2017 bei einer Benefizveranstaltung von spanischen Musikern für das Kinderheim in Cochabamba in Bendorf getroffen. Er hat mich sofort, nach über 30 Jahren, erkannt. Es war eine sehr herzliche Begegnung.

    Meine Eltern und auch ein Kunde, die regelmäßig für das Kinderheim gespendet haben, auch Jahre nachdem Herr Dr. Claus Weber nicht mehr Pastor in unserer Gemeinde war, waren sehr enttäuscht, als sie von den Missbrauchsfällen in Bolivien erfahren haben. Sie fühlten sich als ein Teil eines Pädophilenrings. Dennoch bin ich überzeugt, dass die Spenden sehr vielen Kindern geholfen hat. Dass viele Kinder eine Unterkunft und eine Ausbildung bekommen haben.

    Ich halte nichts von dem medialen Pranger einer ganzen Gruppe oder Einrichtung.

    Ich glaube an das jüngste Gericht.

  3. Rudolf Kowalski

    Das klingt in etwa so, als könne man das Eine gegen das Andere aufrechnen oder relativieren. Dann haben halt all die missbrauchten Kinder eben Pech gehabt, frei nach dem Motto: Wer viel leistet darf sich auch viel leisten – und sei es auch Missbrauch?
    Das werde ich nie teilen können oder wollen.

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