So spielt das Leben

Wie Rummikub zwei Generationen zusammenbringt

„Wohnen für Hilfe“ ist eine außergewöhnliche Wohnform, die Offenheit und eine Portion Mut erfordert. Wohnraumgeber*innen stellen Studierenden kostengünstig ein Zimmer in ihrem Haus oder ihrer Wohnung zur Verfügung. Als Gegenleistung erhalten sie Unterstützung im Alltag, z. B. im Haushalt oder Garten. Brigitte Caspar (96) und Julie Janzam (22) haben sich vor einem Jahr genau das getraut – und möchten es nicht mehr missen.

Caspar ist froh, nicht mehr allein im Haus zu sein. Das gibt ihr Sicherheit. Janzam freut sich über den günstigen Wohnraum, der auch in Koblenz immer schwerer zu finden ist. Besonders hebt sie hervor, dass die Universität nur einen Katzensprung von ihrem neuen zu Hause entfernt sei. Auch zu den Sportkursen der Hochschule hat sie keinen weiten Weg. Diese besucht sie regelmäßig, spielt Volleyball und tanzt Hip-Hop.

Die Studentin lebt bei der Rentnerin in Koblenz-Metternich in einer Einliegerwohnung mit 65qm. „Dort habe ich sogar einen Balkon. Das ist schon wirklich Luxus!“, meint sie. Anfangs war Julie Janzam skeptisch, weil ihr Privatsphäre sehr wichtig ist. „Da war eine Wohnung im Haus von Brigitte natürlich ein Glücksgriff.“, freut sie sich.

Janzam studiert im 4. Semester Lehramt an der Universität Koblenz. Mit der Fächerkombination Sport und Erdkunde hat die 22-Jährige ins Schwarze getroffen. „Es ist genau meins. Damit bin ich total glücklich!“, berichtet sie. Brigitte Caspar lässt Janzam für Studium und Freizeit den nötigen Freiraum. Die Hausbesitzerin nutzt gerade jetzt im Herbst, wo die Temperaturen wieder etwas niedriger sind, die Zeit für Gartenarbeit. „Dabei habe ich große Freude! Mit der Apfelernte bisher bin ich zufrieden und Ende August erntete ich sogar noch Zucchini und Tomaten!“, erzählt sie strahlend.

Dass Janzam ein Auto hat und sie gemeinsam Einkaufen fahren, ist für Brigitte Caspar eine große Stütze. Die ehemalige Apothekerin schätzt das sehr: „Julie nimmt sich immer Zeit und ist dabei sehr verlässlich. Auch zu den Hausfrauentreffen im Pfarrhaus oder zu Arztterminen bringt und holt sie mich.“ Darüber hinaus hilft die 22-Jährige bei technischen Fragen. „Im Umgang mit dem Tablet beispielsweise; da weiß Julie einfach besser Bescheid.“, weiß die 96-Jährige.

Zu Hause verbringen die beiden häufig Zeit unabhängig voneinander. Julie Janzam war sich anfangs nicht sicher, ob sie so den Erwartungen und Anforderungen von „Wohnen für Hilfe“ gerecht wird. Mit der Zeit hat sie jedoch ein Gefühl dafür entwickelt. „Auch Rücksprachen mit Brigitte oder ihren Kindern haben mir geholfen, besser einzuschätzen, wo sozusagen mein Verantwortungsbereich liegt.“, erklärt sie.

Was sich aber beide nicht nehmen lassen, sind die gemeinsamen Spielenachmittage und -abende. „Brigitte ist Feuer und Flamme für das Spiel Rummikub. Das spielen wir fast jedes Mal! Mich freut es, wenn wir spielend eine schöne Zeit verbringen können.“, berichtet die Studentin. Der Altersunterschied von über 70 Jahren spielt dann keine Rolle. Im Gegenteil: Er bringt beide näher zusammen. „Ich hätte schon viel früher eine Studentin aufnehmen sollen – und das nicht nur wegen der Spieleabende!“, ergänzt Caspar zufrieden.

Über „Wohnen für Hilfe“

Das Projekt „Wohnen für Hilfe“ ist eine Kooperation des Studierendenwerks Koblenz und der Hochschule Koblenz und vermittelt Wohnpartnerschaften zwischen Studierenden und Wohnraumgebern, die den Studierenden kostenfrei ein Zimmer zur Verfügung stellen – als Gegenleistung für Hilfe im Alltag. Auch in und um Remagen werden Studierende des RheinAhrCampus vermittelt.

Weitere Informationen und Kontakt:

Studierendenwerk Koblenz
Anne Dommershausen
Projektleiterin „Wohnen für Hilfe“
Hochschule Koblenz
Konrad-Zuse-Straße 1
56075 Koblenz

Telefon: 0261 9528-981
E-Mail: koblenz@wohnen-fuer-hilfe.de
Website: www.wohnen-fuer-hilfe.de

Clara Drost Studierendenwerk Koblenz – 28.10.2022
Foto Studierendenwerk Koblenz

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.