Dr. Vera Ruthsatz von der Universität in Koblenz ist eine der insgesamt acht Trägerinnen und Trägern des Koblenzer Hochschulpreises 2021. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Psychologie, Abteilung Entwicklungspsychologie und Psychologische Diagnostik, wurde bei Prof. Dr. Claudia Quaiser-Pohl promoviert und erhielt den Preis für ihre Doktorarbeit. In der Dissertation untersucht Ruthsatz, wie sich bessere Leistungen männlicher Teilnehmer in Tests zur mentalen Rotation – der Fähigkeit, sich Objekte im Kopf gedreht vorzustellen – erklären lassen.
Dr. Vera Ruthsatz (obere Reihe, 1. v. r.) freut sich über die Auszeichnung ihrer Doktorarbeit, die den Einfluss geschlechtspezifischen Spielverhaltens zwischen Jungen und Mädchen erklärt. Bild: Wirtschafts- und Wissenschaftsallianz Region Koblenz e. V.
Für die mentale Rotation zeigen sich Geschlechtsunterschiede, die im Kontext mit dem Geschlechtergefälle in den Bereichen Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik (MINT) stehen: Diese Differenzen und die Faktoren, die sie begünstigen, beleuchtete Ruthsatz in ihrer Arbeit mit dem Titel „Leistungsunterschiede von Jungen und Mädchen im Grundschulalter in der mentalen Rotation – Einflüsse von Lösungsstrategien, Geschlechterstereotypen und testspezifischen Faktoren“.
Mittels neu entwickelter Figuren für den Einsatz in Rotationstests sowie der systematischen Analyse individueller und testspezifischer Faktoren leistet die Dissertation einen Beitrag zur Klärung des komplexen Ursachengefüges von Leistungsunterschieden bei Mädchen und Jungen. Zudem erlaubt sie fachübergreifende Bezüge, insbesondere für die differentielle Psychologie und die Bildungswissenschaften.
Unter Berücksichtigung von Rotationsachse, Alter und allgemeiner Wahrnehmungsgeschwindigkeit wurden bei Grundschulkindern der zweiten und vierten Klassen Reaktions- und Rotationsgeschwindigkeiten analysiert. Untersucht wurde darüber hinaus der Einfluss der Vertrautheit mit den rotierenden Objekten auf die Leistung und die Effizienz von Lösungsstrategien. Ein Vorteil für Jungen zeigte sich nur mit männlich stereotypisierten Rotationsobjekten, während Mädchen mit weiblich stereotypisierten Objekten gleiche Leistungen und schnellere Rektionszeiten aufwiesen als Jungen. Zudem beeinflussten geschlechtskongruente Rotationsobjekte die Effizienz von Lösungsstrategien.
Ruthsatz‘ Befunde legen nahe, dass geschlechtstypisches Spielverhalten von Jungen und Mädchen die mentale Rotationsfähigkeit nicht nur langfristig beeinflusst. Eine unterschiedlich große Handlungsvertrautheit mit den zu rotierenden Figuren und ihren geschlechterstereotypen Eigenschaften können auch kurzfristige Effekte auf die Leistung haben.
Der Koblenzer Hochschulpreis wird jährlich von der Wirtschafts- und Wissenschaftsallianz Region Koblenz e.V. (WWA) vergeben, um Nachwuchswissenschaftler ideell und finanziell zu unterstützen. Dieses Jahr wurde er an der WHU – Otto Beisheim School of Management verliehen. Die Preisgelder in Höhe von insgesamt 20.000 Euro werden von der Sparkasse Koblenz, der Kreissparkasse Mayen, der Kreissparkasse Rhein-Hunsrück sowie der Sparkasse Westerwald-Sieg gestiftet.
Dr. Birgit Förg Universität Koblenz-Landau – 02.11.2021