Historie: Der Schachverein 1926 Metternich

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logo_schach_150_150Als sich der Schachverein Metternich im Herbst 1926 gründete, gab es in den eingemeindeten und noch nicht eingemeindeten Koblenzer Vororten teilweise schon kleinere Schachvereine – etwa in Arzheim, Ehrenbreitstein, Güls, Lützel, Moselweiß und Rübenach. Die Weimarer Republik durchlief gerade die kurze Phase ihrer gewissen wirtschaftlichen Gesundung, die sogenannten ’Golden twenties’ (bis 1929). Trotz aller Einschränkungen während der Besetzung des linken Rheinufers durch die Franzosen (bis 1930) stellten die Zwanziger Jahre auch im Rheinland eine Hochzeit bei der Gründung von Sportvereinen allgemein dar.

Zu den frühen Mitgliedern zählten der letzte Vorsitzende von 1938 Johann Breidbach (Lützel, Am Volkspark 3), W. Eulgem, Jakob Fischer, W. Franke, Felix Franke jun., H. Fuck, der mehrmalige Vereinsmeister Anton Gipp, Peter Hammes, Jakob Heinz, Heitger, der langjährige Vereinsvorsitzende August Kneip, der Gründungsvorsitzende von 1926 Johann Kneip (Trierer Str. 384), Friseur Josef Kohns, Peter Kreuter, Heinrich Kreuter, Hans Kröll, Jakob Kröll, Josef Kröll, Gottfried Reuter, Sackenheim, Christian Schäfer, Schneider, Hugo Solzbacher, Karl Steffens, Waldorf, J. Wiebach, Zappei.

Bereits 1927 traten 17 (!) Metternicher zunächst nur in Freundschaftskämpfen gegen andere Vororte an. Noch in selben Jahr war der SV 1926 Metternich aktiv beteiligt an der Gründung der ’Rheinisch-Nassauischen Schachverbandes’, der ab der Saison 1927/28 im Großraum Koblenz die ersten regulären Mannschaftskämpfe im Ligabetrieb durchführte. An diesen Mannschaftsmeisterschaften beteiligte sich der SV 1926 Metternich bis 1933 trotz der drückenden Wirtschaftslage zu Anfang der 1930er Jahre regelmäßig. 1932 gelang „überraschend“ zum erstenmal der Gesamtsieg in der Bezirksmannschaftsmeisterschaft. Die in vielen Schachvereinen erkennbaren negativen Folgen der Machtübernahme der Nazis, erzwungene und freiwillige Austritte von Mitgliedern, finden sich in Metternich offenbar nicht. Im Gegenteil scheint der Verein im Großdeutschen Schachbund weiter gewachsen und sportlich erfolgreicher geworden zu sein. 1938, schon gut ein Jahr vor Beginn des II. Weltkrieges, kamen die Mannschaftsmeisterschaften allerdings fast zum Erliegen  und die NS-Organisation ’KdF’ (Kraft durch Freude) übernahm in den meisten Sport- und Spielverbänden die Organisation von Veranstaltungen.

Zu den normalen regelmäßigen Vereinaktivitäten gehörten auch in Metternich neben dem wöchentlichen Spielabend, die Weihnachtsfeier im Vereinslokal, eine Vereinswanderung im Mai, die übers Jahr (Winterturnier) ausgetragene Vereinsmeisterschaft und das jährliche Stiftungsfest in dem Monat, in dem Verein gegründet worden war. Langjähriges Vereinslokal war das ’Gasthaus zur Krone’. Zudem richtete der Verein 1931 und 1936 auch größere Feste seines ’Rheinisch-Nassauischen Schachverbandes’ im Saal des Lokals Kröll mit bis zu 150 Teilnehmern aus. Zunächst wurde ein ’Blitzturnier’ gespielt – eine nicht ganz so ernst gemeinte Austragungsart von Schachpartien, bei denen die Spieler blitzschnell ziehen mussten, so dass an einem Abend viele Partien ausgetragen werden konnten. Dann folgten die Siegerehrungen und anschließend bis in den Morgen Tanz und Musik für Gäste und Familienmitglieder.

In den Jahren der Weltwirtschaftskrise ab 1930 mit bis zu sechs Millionen Arbeitslosen und größter wirtschaftlicher Not vieler Familien bildeten sich in allen Stadt- und vielen Vorortpfarreien von Koblenz Schachabteilungen der Katholischen Jungmännerverbände aus, um die vielen Arbeitslosen unter dem Motto ’Arbeiter lerne denken’ sinnvoll zu beschäftigen. In stark agrarisch geprägten Metternich lässt sich so eine Ortsgruppe nicht nachweisen. Im 1935 neu gegründeten Billardverein Metternich in der Gaststätte ’Zum Rohrer Hof’ spielten auch, wie damals üblich, einige Mitglieder des Schachvereins mit.

Den sportlichen Höhepunkt der Vereinsgeschichte stellte 1936 der Gewinn der Bezirksmannschaftsmeisterschaft vor dem wieder mitspielenden SV 1903 Koblenz dar. Christian Schäfer beteiligte sich am 15. Kongress des Mittelrheinischen Schachverbandes im Frankfurter Palmengarten mit insgesamt 320 Teilnehmern. So konnte man beim groß aufgezogenen 10jährigen Stiftungsfest im Kröllschen Saal im Oktober auch  Karl Steffens als Bezirksmeister der Jugend feiern. Der Schriftführer des Vereins und Bezirkspropagandawart Christian Schäfer (Trierer Str. 143) wurde sogar  Bezirksleiter. In diesem Jahr spielten Jugendmannschaften erstmals regelmäßig Kämpfe aus. Für Metternich waren dabei: Werner Bähner, Andreas Breitbach, Toni Fetz, Johann Fetz, Peter Fetz, Heinrich Fuchs, Peter Johann, Eduard Majewski und W. Schmitt.

Im April 1947 beantragte der Friseur Josef Kohns (Trierer Str. 287) zunächst vergeblich bei der französischen Besatzung eine Wiedereintragung des Schachvereins 1926 Metternich in das Vereinsregister. Trotzdem beteiligte sich der SV 1926 Metternich 1949 an der ersten Mannschaftsmeisterschaft im Rheinland im wiedergegründeten ’Rheinisch-nassauischen Schachverband’ in der Gruppe Rhein-Mosel mit dem Team: A. Breitbach, J. Breitbach, Majewski, Perkert, Reuter, Sackenheim, Solzbacher und Steffens. An der ersten Großveranstaltung nach dem II. Weltkrieg, dem Simultanspiel von Vizeweltmeister Bogoljubow in Lützel, waren auch noch Metternicher Spieler dabei. Danach muss der Verein aus unbekannten Gründen eingegangen sein. Denn als der Koblenzer Stadtmeister Dr. Hellmuth Scheidt im August 1953 versuchte, den alten SV 1926 Metternich durch ein Simultanspiel in der Rohrerhofschule wieder aufleben zu lassen, scheiterte das Ganze an zu geringem Zuspruch.

Quellenangaben:

Alle Informationen stammen aus den damaligen Schachzeitungen, den Koblenzer Tageszeitungen und Archivalien im Stadtarchiv Koblenz. Wer sich ausführlicher informieren will, kann die stets aktualisierte (momentan 448 Seiten), runterladbare pdf-Datei auf der Homepage des SV 03/25 Koblenz (www.svkoblenz.de  unter dem Geschichtslink) einsehen und durchsuchen.

Wer weitere Angaben zu den genannten Personen, deren Nachkommen, evt. noch vorhandene Fotos (auch zu den Gaststätten) etc. machen kann oder Fragen hat, melde sich bitte beim Autor:

Dr. Thomas Bohn
Pater Fröhlich Str. 11
56077 Koblenz
Tel. 0261-23403
E-Mail: Dr.ThomasBohn@web.de

Eine Kommentar

  1. christa Theisen

    Guten abend ich recherchiere zur Zeit in Familienangelegenheiten,weil mir viele Unterlagen bei einem Hausbrand vernichtet wurden.Der Saal der Gastwirtschaft Kröll wurde nach dem Krieg ein Kino? betrieben von Theo Günther und dessen Frau geb.Kröll.Theo Günther war der Bruder meiner Mutter Margarete.Ich bin die Tochter der Maragete Günther später Schäfer. Wem gehört heute das Haus Trierstr.132 ? Wann ist Theo Günther verstorben? Beim Standesamt waren nur wenige Unterlagen zu finden.
    Sie können mir gerne per Mail antworten,ich wohne heute in Augsburg. Mail chrisuu@web.de

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